Fahrbericht smart #3 brabus

Mein lieber Jolly ...

Nach zweistündiger gemächlicher Autofahrt mit einem Kleinwagen und raschem Umstieg auf den smart #3 brabus kam die Zukunft ein wenig abrupt.

INNSBRUCK. Die ersten Meter auf der Autobahn waren nicht ganz zielgerichtet - Hinterherfahrende werden ein Reifenaufwärmen ála Formel 1 vermutet haben. Dem war nicht so, es fehlte ganz einfach ein bisschen noch die Einstellung. Vom Chauffeur her und von der Technik. Gerne haben wir zum Beispiel: das s-Pedal ein-, die Servolenkung auf schwer und die Rekuperation auf hoch gestellt. 

Staunende Blicke hin und hin.

Nach dem ersten Ausstieg dauerte es kaum eine Minute und schon drückte sich ein Mann mittleren Alters die Nase an der Seitenscheibe platt, derweilen seine Begleiterin das äußere Erscheinungsbild goutierte. Optisch finden sich Ähnlichkeiten mit  Mercedes-Benz, nehmen wir einmal diverse eQ- oder GLC-Modelle her. Hervorstechend die Bremsanlage, so leuchten die Sättel in knalligem Rot aus den 20-Zöllern. Andy, Jungdesigner (sechs Jahre alt) frech:  „das passt aber nicht so". Wir müssen ihm recht geben, die Außenfarbe des Testfahrzeuges dürfte doch gegen orange tendiert haben, nicht wie im Zulassungschein notiert in rot, das schlägt sich. Die massiven Bremsscheiben, groß dimensioniert und innenbelüftet, beeindruckten um so mehr. Dazu werden wir noch kommen.

Es sind schon etliche Tage verstrichen, nach den aufregenden Testfahrten mit dem smart #1 brabus. Sie bleiben in bester Erinnerung, und nun sollen diese durchwegs positiven Erfahrungen getoppt werden?

Irgendwie geistern die 3,2 Sekunden, die genügen sollen, um #-brabus-Fahrzeuge aus dem Stand auf eine Geschwindigkeit von hundert Kilometern die Stunde zu katapultieren, immer noch in unserem Hinterkopf. Wir erinnerten uns an all unsere Tricks, erhöhten den Luftdruck in den Vorderreifen auf 3,2 bar. Hinten beließen wir es bei drei und wieselten sodann zur Teststrecke auf 1.700m Seehöhe. Für Verbrenner nicht so zuträglich wie eben für batterieelektrisch betriebene Fahrzeuge.

Ja, 3,4 sek sind bei solchen Gegebenheiten/Bedingungen realisierbar. Dabei konnten wir den Fahrmodus "Raketenstart" gar nicht auspacken, weil wir den Gebrauch desselben nicht wirklich intus hatten - unser 3erbrabus schaltete den gewünschten RS jeweils umgehend aus. Aus Sicherheitsgründen, ist anzunehmen.

Wie auch immer, im Alltag prügelt man jeden Sportwagen, und seien es beispielsweise ein Porsche GT 3 oder ein Lamborghini, nach Belieben. Bis Tempo 185, dann dürfen die oben angeführten und auch andere Fahrzeuge aufschließen. Ob es schlussendlich zum Überholen reicht, ist bei den heutigen Verkehrsbedingungen doch sehr fraglich.

Bleiben wir in Österreich: als reine Elektrofahrzeuge stellen wir smart mobilisiert dem IGL aus und dürfen somit auf Autobahnen besten Gewissens mit gut 130 km/h dahin zuckeln. Dabei spult der Hashtagdrei-brabus deutsche Autobahnkilometer mit Höchstgeschwindigkeit souverän herunter. Oberklasse, darf man da anerkennend schreiben.

Wir möchten noch anmerken: Das Lenkrad ist genau so wie wir es uns immer gewünscht haben, klein im Durchmesser und dementsprechend handlich. An Fahrmodi stehen Eco, Komfort, Sport und Brabus zum Abruf. Das s-Pedal (Einpedalbedienung) möchten wir nie mehr missen, allerdings heißt es bei geringen Geschwindigkeiten auf der Hut zu sein, um den Abstand zum Vorderfahrzeug nicht zu knapp werden zu lassen.

Was uns ein wenig irritert hat, war das Spiegeln der Applikationen in der Windschutz- und des Kombiinstrumentes in der Seitenscheibe, müssen aber hinzufügen, dass wir das head-up-Display generell ausgeschaltet und die Aufmerksamkeit rundum streuen ließen. Im Zusammenhang heben wir die 360-Grad-Überwachungskamera gerne aufs Tapet wie auch die erfreuliche Tatsache, dass der 3er-brabus als Zugfahrzeug bestens geeignet ist: ganze 1.600 Kilogramm dürfen angehängt werden (gebremst).

Gerade bei schwierigsten Bedingungen wie rutschiger Fahrbahn, Herbstlaub, Temperaturen um den Nullpunkt spielt der smart-Spitzensportler seine Stärken aus. Unglaubliche Kurvengeschwindigkeiten sind streßfrei bewältigbar. Dafür sorgt sein absolut unaufgeregtes Fahrverhalten - man muss schon sehr gefestigt sein, um nicht über die Stränge zu schlagen.

Der #3-brabus liegt satt auf der Fahrbahn, reagiert blitzschnell auf Befehle - die Michelins spielen toll mit - und bremst sich schlagartig ein, in etwa so wie ein Fallschirm beim Öffnen. Absolut fadingfrei, auch bei rennmäßiger Beanspruchung. Aber auch die Negativbeschleunigung sollte nur gewappneten Beifahrerinnen/Beifahrern zugemutet werden. All den anderen könnte man(n) zB. das Panorama-Dachl näher bringen. Ja, und s-Pedal-Fahren wäre soundso einem vernünftigen Fahren zuträglich.

Aber eigentlich sind Mann/Frau überall zu schnell unterwegs, es wäre ratsam zumindest den akustischen Geschwindigkeits-Überschreitungswarner ernst zu nehmen.

Beruhigt durften wir jedoch das Testfahrzeug retournieren: „Das Auto ist in einem sehr guten Zustand" konnten wir am Display ablesen. Wir haben es uns auch nicht anders erwartet ...

Zum Abschluss lehnen wir uns einmal ganz weit aus dem Fenster: Wer unbedingt einmal selbst "Rennsportluft" schnuppern möchte, sollte sein Geld, das er für den Kauf eines sportlichen Fahrzeuges und dessen Tuning angespart hat, dann halt doch in einen smart - egal ob #1er oder #3er brabus investieren. Mehr Fahrspaß gibt es zu diesen Konditionen wohl nirgends!

Bubentraum

Eine, bis auf den blanken Unterboden abgespeckte Cup-Version des smart #3 brabus, eventuell mit Untersetzung für einen zweiten (ev. dritten, etc.) Vorwärtsgangang sowie eine eigene Rennserie im Rahmenprogramm der Formel 1. Der Erfolg wäre vorprogrammiert und nicht nur die Jugend hätte ihre Helden.

FRANZ WEICHINGER

TECHNISCHE DATEN

smart #3 brabus

Motoren: 2xElektro, permanent erregt 

Test-Reichweite: 415 km/Ladung  

Antrieb: Allrad/Eingang

Systemleistung: 315 kW/428,4 PS 

Drehmoment: 543 Nm ad hoc

Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h

Beschleunigung: 0 /100 km/h in 3,4 sek

Bereifung: 245/40 R20 Michelin Pilot S 4

Testverbrauch auf 100 km: 19 kW/h 

Mitwelt: C02-Emission: 0g/km 

Basispreis/pro: EUR 37.300,-*

Testwagen-Preis/brabus: EUR 49.800,-*

*Preise inkl. aller Abgaben,

noch ohne Abzug einer Förderung

Stand 10/2024

Nach dem Schnellladen an der Gutmann-Tankstelle standen wieder 415 ereignisreiche Kilometer vor uns

Fotos: Franzesco Bolzano