Ford Mustang Mach-E GT unterwegs in alpinen Gefilden - aber wenig im Pferch: Fords Elektrosportwagen zeigt sich zukunftssicher: Eine Reichweite von 447 Kilometern, trotz härtester Testbedingungen - in der Kaffeepause kann bis zu achtzig Prozent geladen werden

Fotos: Franz Weichinger

 

Testbericht Ford Mustang Mach-E GT

american way of drive

Eine ungewöhnliche Modellvariante des rein elektrisch angetriebenen Mustang Mach-E schickte Ford unlängst auf die Rallyepiste. Es war ein erfolgreicher Auftritt. Wir durften eine zivilere Version, den GT ausreiten, pardon ausfahren.

 

MIEDERS (at). Zieht die Blicke auf sich: Als zweitsportlichste Version des rein elektrischen SUV von Ford kann der GT begeistern und dies nicht nur von den Fahrleistungen her. Er ist ein echter Hingucker, was länderspezisch in vieler Hinsicht durchaus gesteigert werden kann. Italiener kriegen große Augen "Mama mia", Österreicher fühlen sich von den Brembo-Bremsen - sind die Scheiben eventuell aus Tiroler Produktion? - magnetisch angezogen und die Mädls aus Niederbayern winken schon mal verträumt vom Fahrbahnrand. Wow-Effekt überall.

Neugierige Blicke hin und hin

Vorab: Besonders beeindruckt haben uns: der An- bzw. Ausblick, die Ausstattung, die Bremsanlage,  Schubkraft und Fahrspaß und vor allem die Fahrwerksabstimmung: Reite kleiner Reiter, reit ...

„Ein Kraftlackel“ so der optische Eindruck, bullig kauert das „SUV“ auf der Fahrbahn und wartet auf den Einsatz. Wir stellen die Bremsanlage von Brembo an die Spitze, nicht der rot lackierten Bremssättel wegen. Sondern wegen der Wirkung, sie haben mit dem doch recht hohen Gewicht des Fahrzeuges und den gefahrenen Geschwindigkeiten leichtes Spiel. Dass das Antiblockiersystem da tatkräftig mitwirkt, wissen nicht nur wir zu schätzen.

Der Allradantrieb - je ein Motor für Front- und Heck-Antrieb und unterschiedlich stark ausgelegt - ist sehr gut austariert, der E-GT scharrt schon einmal kurz mit den Vorderhufen, sofort wird der Überschuss an Kraft an die Hinterachse weitergeleitet, was zu einem Übersteuern genutzt werden kann. Das ESP bremst ein, sportlich spät, rekationsschnelle  Fahrer sollten da bereits reagiert haben.

Der Einpedal-Modus bringt viele Vorteile, vor allem beim (Mit-) Bremsen und der dazugehörigen Rekuperation. Es bedeutet aber nicht, dass der Fahrer dadurch weniger gefordert ist, er kann halt alles ein bisschen besser ausreizen, wenn er im Konzert mitspielt. Die passende Melodie lässt sich zuschalten, dem Anstromen sicher zuträglich, auch der guten Laune wegen.

Rodeo live

Es gibt zwar auch noch die Fahrmodi "Zahm" und "Aktiv", ein Mustang sollte aber doch geritten werden. Im Modus "Temperamentvoll" spricht u.a. die Lenkung schneller an und auch das Beschleunigungsverhalten ist spontaner. Mit dem richtigen Einsatz des rechten Fusses kann man ein schönes Übersteuern generieren. Allerdings: Bei voller Hatz ist es doch anzuraten auf den Beifahrer zu verzichten und ein möglichst unbeschäftigter Chauffeur-Magen ist der großen Freude ebenfalls nicht abträglich.

Man verschmilzt mit dem Mach-E GT. Fahrer und Fahrzeug werden eine Einheit. Das Fahrwerk mit seiner Bodenfreiheit von 130 mm kommt aus dem Rennsport. Die Kraft kann so via Allrad-Antrieb ordentlich auf die Straße gebracht werden. Die Fahrleistungen sind einfach nur phänomenal, trotz der Urkraft ist der Mach-E GT überaus wendig und agil.

In null komma Josef dringt der Elektr(on)iker in in Geschwindigkeitsbereiche jenseits von Gut und Böse. Auf trockener Fahrbahn kein Problem, bei rutschigen Verhältnissen heißt es jedoch aufpassen,  da sind die Reifen besonders gefordert. Bei Übermut kann schon ein leichtes Versetzen des Fahrzeuges provoziert bzw. produziert werden. Auf Grund der abrupt einsetzenden Kraft leicht verständlich. So gut der Pirelli pzero im Trockenen ist, bei kalten und nassen Verhältnissen zeigt er (bei nachlassender Profiltiefe) doch Schwächen.

Mit seinen zahlreichen Assistenten verzeiht der Mach-E GT sehr vieles. Man kann sich einiges herausnehmen und ihn ordentlich fordern, ohne Überraschungen mitmachen zu müssen

"Ganz nah an der Straße", dieses Fahrverhalten verspricht Ford in der Einstellung "Temperamentvoll". Dem gibt es wohl nichts mehr hinzuzufügen, es erklärt simpel alles und ist absolut stimmig.. Wir kommen aber nicht umhin, die Vorteile eines Elektrofahrzeuges in den IGL-Bereichen aufzuzählen. Vorwitzige stellen den Tachomat auf gut 135 km/h ...

Frontschürze und Diffusor bringen aerodynamische Vorteile, das Panoramadach schätzen wir so und so, aber bitte, liebe Ford-Ingenieure, baut es zum Solardach aus, danke!

Die Armaturentafel ist, so wie gewünscht, die wichtigsten Anzeigen wie Tachometer direkt im Blickfeld. Daher spielt das mittig positionierte Tablet die Schlüsselrolle, da darf sich dann auch Beifahrerin bzw. Beifahrer einbringen. Alles übersichtlich und intuitiv bedienbar, Applaus, Applaus!

Das Brillen-Etui im Dachhimmel möchten wir doch noch anführen wie auch den Stauraum unter der Mittelkonsole. Hochwertig der Innenraum, großzügig das Platzangebot, vor allem in der ersten Reihe, die Sportsitze bieten besten Halt und erlauben dennoch ermüdungsfrei Langstrecken.

Wir sparen uns die taxative Aufzählung der Assistentsysteme, bringen aber gerne nochmals das Infotainmentsystem mit 15,5“-Touchscreen ins Spiel. Einmal durchchecken - je nach Gusto - und die Auswahl treffen, so wie wir: Einpedal etc. ..., eh schon wissen!

Zusammengefasst: Der Ford Mustang Mach-E GT begeistert, sorgt für enorm viel Fahrspaß, auch die Reichweite überzeugt. Die Ausstattung ist schwer ok und der Preis angemessen. Bei der Rückgabe des Testfahrzeuges herrschte Sommerwetter, die Sonne blinzelte hinter Wolken hervor. Mit fröhlicher Leichtigkeit nahmen wir den letzten Test-Abschnitt unter die Räder. Poetischer geschrieben: Mit vielen tollen Eindrücken gesegnet.

FRANZ WEICHINGER

TECHNISCHE DATEN

Ford Mustang Mach-E GT

Motor: 2x Elektro, perm. erregt

Test-Reichweite: 447 km

Antrieb: Allrad, Einstufen-Automatik

Systemleistung: 358 kW/487 PS

Drehmoment: 860 Nm

Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h

Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 3,8 sek

Bereifung: 245/45 R20 Pirelli pzero

Testverbrauch auf 100 km: 18,3 kW/h

Mitwelt: C02-Emission: 0 g/km

Wendekreis: 11,6 Meter

Basispreis: EUR 56.900,-*

Testwagen-Preis GT: EUR 79.900,-*

*inkl. 20% MwSt

(Stand 06/2024)